Die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten haben im vergangenen Jahr dazu geführt, dass sich der Arbeitsmarkt gewandelt hat. Während wir in den vorigen Jahren von einem Arbeitnehmendenmarkt gesprochen haben, wo die Arbeitnehmenden die Auswahl zwischen einer Vielzahl an möglichen Stellen hatten, scheint sich der Trend, zumindest in einigen Branchen, wieder mehr in Richtung Arbeitgebermarkt zu bewegen. Weshalb das jedoch kein Grund ist, das Employer Branding zu vernachlässigen oder gar einzustellen, erklären wir in diesem Blogbeitrag.
Noch vor kurzem waren die Schlagzeilen voller Ausrufe über den durch den demografischen Wandel und andere Faktoren hervorgerufenen Wandel im Arbeitsmarkt:
“Rekord-Fachkräftemangel..”
(Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 2024)
“Fachkräftemangel auf neuem Rekordwert (+24 %)”
(Adecco Group 2023)
Jahrelang war der Fachkräftemangel in aller Munde. Doch aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage, scheint sich das Blatt zu wenden, zumindest in einigen Branchen. Auch in den Schlagzeilen herrscht ein neuer Ton:
“Von heiss zu warm - Der Markt ist nicht mehr überhitzt, sondern gemässigter”
(Staatssekretariat für Wirtschaft 2025)
“Beschäftigungsaussichten kühlen ab”
(KOF Institut 2025)
“Zahl der Arbeitslosen und Zahl der Stellensuchenden im Oktober abermals gestiegen, während Anzahl ausgeschriebener Stellen abnimmt.”
(Tagesschau vom 6.11.25, SRF)
Entlassungen, Rekrutierungs-Stopps, globale Unsicherheit und ausbleibendes Wachstum habe – branchenabhängig – dazu geführt, dass tendenziell wieder mehr Personen auf Stellensuche sind, als dass Positionen zu besetzen sind. Das bedeutet, dass die Arbeitgebenden sich wieder in einer vermeintlich bequemeren Position befinden und die Wahl zwischen einer Vielzahl an Bewerbenden haben.
Doch Anstrengungen im Employer Branding-Bereich sollten jetzt keinesfalls eingestellt werden. Künftig wird sich die Situation aufgrund des demografischen Wandels wieder ändern. Zudem umfasst Employer Branding weit mehr als die Bemühungen rund ums Recruiting und die Aussenwahrnehmung des Unternehmens als Abreitgeber*in.
“Retention ist das neue Recruiting”
Pascals Lieblingssatz in Kunden-Workshops
Die Mitarbeitenden Retention oder Mitarbeitendenbindung soll und muss immer ein zentraler Bestandteil einer Employer Branding Strategie sein. Employer Branding soll nicht nur gegen aussen, sondern zwingend auch gegen innen wirken. Denn die besten Talente die das Unternehmen vorwärtsbringen, langfristig zu halten ist immer effektiver, als Stellen neu zu besetzen. Und in unsicheren Zeiten ist dieser unternehmenskulturelle, finanzielle und innovative Vorteil umso wichtiger.
Als kleines Unternehmen an einem entlegenen Standort (weit ab von Zürich und Co.) ist die Bindung unserer Mitarbeitenden besonders wichtig für uns. Nebst den klassischen Retention Empfehlungen wie Job Enlargement, -Enrichment, Weiterbildung und Karrieremöglichkeiten haben wir uns ergänzend (!) ein paar faeh+faeh spezifische Spielarten überlegt. Und ja, Gamification ist hier ein wichtiges Stichwort.
Wir fragen jedes Jahr die Mitarbeitenden, was sie gerne in und mit dem Unternehmen erleben möchten. Dann werden unterschiedlichste Ideen gepitcht, diskutiert und auch wieder verworfen. Letztes Jahr hat sich der Wunsch durchgesetzt, Oppenheimer, den Film von Christopher Nolan – einer unserer Lieblingsregisseure – als analogen 65mm (IMAX) Film im Kino zu sehen. Also ab nach London, denn dies war nur da möglich.
Und dieses Jahr wollten wir einfach mal ausbrechen, wo anders hin, um unsere kreativen Batterien zu laden und uns von einer anderen Landschaft und Kultur inspirieren lassen. Wir wollten eine Möglichkeit suchen, einen frischen Blick auf unsere Arbeit zu erhalten und auch das Bedürfnis, einmal der Kreativität, unabhängig vom von einem bezahlten Projekt, freien Lauf zu lassen. Dies alles fernab von unserem geliebten Büro. So sind wir schliesslich auf die Idee gekommen, eine Woche in der Toskana zu verbringen. Alle unter einem Dach.
In der Toskana haben wir die gemeinsame Leidenschaft des Analogfilms mit unserem Analog-Foto-Turnier zelebriert und gefördert. Auch das hält Mitarbeitende: Wenn man sie ernst nimmt und in dem, was sie gerne tun, fördert. Auch, wenn es keinen Umsatz generiert.
Auch unser Game of Faehs ist ein Aspekt der Retention. Damit vermitteln wir, dass wir nicht an individuellen Boni glauben. In unserem Business ist Erfolg und auch Misserfolg immer Teamwork. Deshalb stellen wir die Leistung des Teams über die Leistung des Einzelnen/der Einzelnen.
All das sind Aspekte unserer Kultur und zahlen, nebenbei, auf unseren Employer Brand ein. Und ein starkes Team wiederum sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden gerne zur Arbeit kommen und lange bleiben möchten.
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Anforderungen an Unternehmen, die Personalabteilung und Leaders. Was jedoch beständig bleibt, ist das Employer Branding. Denn die Vorteile eines starken Employer Brands tragen zu Zeiten des Wachstums ebenso Früchte wie zu Zeiten der Unsicherheit oder gar Regression – nämlich durch mehr Erfolg im Recruiting oder durch bessere Retention von Mitarbeitenden (letzteres ist sowieso immer eine gute Sache!). Doch wie kann die Retention gefördert werden?
Es geht darum, den Mitarbeitenden Möglichkeiten für Wachstum zu geben. Sie sollen sich im Unternehmen und im Job weiterentwickeln können. Dies kann durch Weiterbildung geschehen oder die Übernahme von mehr Verantwortung.
Es geht aber auch darum, die Personen hinter der Arbeit zu erkennen, ihre Bedürfnisse abzuholen und ernst zu nehmen. Dies kann durch verschiedenste Ideen und Massnahmen umgesetzt werden. Dazu gehören hinhören, Vertrauen schenken, flexible Arbeitsmöglichkeiten, passende Benefits oder auch Sabbaticals. Oder eben Gamification-Ansätze. Dabei reicht es aber nicht aus, einfach einmal im Jahr einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Vielmehr geht es darum, die Begeisterung der Mitarbeitenden für ihr Handwerk und für das Unternehmen zu fördern. Ein Ausflug kann einfach eine Möglichkeit dafür darstellen.